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Was sind deine Pausen? Eine Geschichte als Eselsbrücke zum zweiten ...

  • Autorenbild: Ada Hinrichs
    Ada Hinrichs
  • 30. Dez. 2020
  • 3 Min. Lesezeit

Ich arbeite sehr gerne mit Geschichten. Durch ihren märchenhaften Ansatz bringen sie einem leicht zu reflektieren. Und sie bleiben leicht im Gedächtnis haften, wodurch man im Alltag einfacher darauf zurück greift und die entsprechende Resilienz-Strategie anwenden kann. Passend zum Jahresabschluss hier die Geschichte der Jahreszeitengeister.


Die Jahreszeitengeister

Sie trafen sich wie üblich zu Silvester, um das vergangene Jahr zu würdigen und das neue gemeinsam zu beginnen. Bisher war dieser Brauch stets von Wertschätzung geprägt gewesen. Nicht so in diesem Jahr. Ein junger Frühling war dabei, der hatte diese Aufgabe von seinem Vater geerbt und war nur widerwillig gekommen. Keinen Sinn sah er in dieser Tradition, keinen Bedarf hatter er an alten Geistern. Der junge Frühling war so voller Schwung und neuer Pläne. Am liebsten hätte er die ganze Welt verändert, allein.


Der Winter, der älteste und weiseste im Bunde, kannte wohl den Nutzen dieser unbändigen Kraft. Doch war er sich auch bewusst, dass damit allein ihrer aller Aufgabe nicht zu bewältigen war. Deshalb schlug er vor: "Liebe Freunde, lasst uns unseren neuen Kollegen herzlich in unserer Mitte willkommen heissen. Er steckt so voller Energie und junger Ideen. Gleichsam scheint er ein wenig an uns zu zweifeln. So mag es hilfreich sein, wenn jeder von uns verdeutlicht, welchen Platz im ewigen Kreislauf er einnimmt."


Zuerst ergriff der Herbst das Wort: "Nun, was mich betrifft, so dürfte der Fall klar sein. Ich bin für die Ernte zuständig. Durch mich erhält die Welt Nahrung."


Da entgegnete der Sommer: "Das mag ja sein. Doch bringst du nur die Früchte der Arbeit ein, die ich leiste. Unter meiner Aufsicht, unter meinem Licht und meiner Wärme wächst heran, was du dann erntest."


Dazu meinte der Frühling: "Korrekt, korrekt, doch vergesst ihr eins: Ich bin es, der die Natur stets aufs Neue zum Leben erweckt. Zartes Grün, frische Farben, junge Tiere. Auch die Tage lass ich länger und lichter werden." Der junge Frühling war ganz aufgeregt ob seiner Stärke.


Der Winter schwieg. Er wusste, dass er anders war als seine Kollegen. Schliesslich brachte er Kälte, Nacht und Tod. Ihm war es wichtig, zu schweigen und in dieser Stille etwas über sich selbst zu erfahren. Er, der Winter, war gleichsam ein tiefes Luftholen der Natur. Und aus langer Erfahrung wusste er, wie notwendig Zeiten des Atmens und Ausruhens waren.


So stand er schliesslich auf und sprach: "Liebe Kollegen, ich danke euch. Ihr leistet hervorragende Arbeit. Und jeder kann dies leicht erkennen, an Farbenpracht, Licht, Nahrung und neuem Leben. Nichts dergleichen habe ich zu bieten. Weder aktiv noch produktiv, bin ich nicht immer angenehm, bisweilen sogar schwer zu ertragen. Mein Wert ist nicht mit den Augen zu sehen. Dennoch - erst durch mich wird der Kreislauf rund, erst durch mich erhält alles einen tieferen Sinn.


Ja, ich bringe den Tod - doch ohne Tod kein neues Leben.

Ja, ich zwinge zum Rückzug - doch ohne Rückzug keine Erholung.

Ja, ich liebe das Schweigen - doch ohne Schweigen kein Blick ins Innere. Und nur im Innersten klären sich alle Fragen.


Was nützt uns jegliches Tun, wenn wir nicht spüren, wozu - und dadurch unsere Kraft erschöpfen?"


Auch wenn der Frühling noch nicht wirklich verstand, so ahnte er doch, welche Weisheit in den Worten des Winters lag ...


Die Geschichte zeigt schön auf, wie wichtig neben aller Aktivität (in unserer heutigen westlichen Gesellschaft ja sehr gefragt) Phasen des Ausruhens, des Faulenzens und Innehaltens sind.


Wie sieht es in deinem Leben aus? Lebst du den Winter?

Falls nein, was könnte ein Winter für sein, der für dich funktioniert?

Falls ja, wie sieht der Winter bei dir aus? Wo und wie tankst du Kraft? Ist er genug lang? Kannst du ihn auch in vollen Zügen geniessen oder bist du in Gedanken bereits häufig im Frühling?


Quelle: Hans Hess, Erzählbar.

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